Volkskrankheit Eisenmangel
(Dr. Maria Fehrmann) Sie fühlen sich müde und abgeschlafft? Im Training geht nichts weiter? Gerade bei Frauen kommt es relativ oft vor, dass der ausschlaggebende Grund in einem Mangel an Eisen im Blut zu finden ist.
Immer wieder hört man von Eisenmangel – kein Wunder, denn er ist die weltweit häufigste Mangelerkrankung und Ursache für Blutarmut. Trotzdem wird er oft unzureichend diagnostiziert und therapiert, Letzteres vor allem deshalb, weil die Auswirkungen vielmals unterschätzt wurden.
Typische Symptome
Die typischen Symptome eines Eisenmangels, wie Müdigkeit, Haarausfall, Konzentrationsschwierigkeiten, beeinträchtigen Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit. Gerade im Sportbereich wirkt er sich auf Leistungsfähigkeit, insbesondere aerobe Kapazität, Herzfrequenz und Laktatkurve aus.
Was macht Eisen im Körper?
Doch was macht Eisen in unserem Körper?Eisen ist ein essenzielles Spurenelement, sprich lebensnotwendig für unseren Körper. Der Großteil liegt als Funktionseisen vor – als Teil des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) ist es für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich, gebunden im Myoglobin speichert es Sauerstoff im Muskel. Zahlreiche Enzyme funktionieren nur mit Eisen: Wir brauchen Eisen für unser Immunsystem, Entgiftungssystem, die Proteinsynthese und vor allem für den Energiestoffwechsel und die ATP-Generierung in den Zellkraftwerken, den Mitochondrien. Ohne Eisen fehlt es uns an Energie, da sowohl der Sauerstofftransport als auch die Nutzung des Sauerstoffs auf zellulärer Ebene beeinträchtigt sind.
Gewisser Vorrat
Ein gewisser Vorrat steht uns durch Speicherung des Eisens zur Verfügung, die zum Großteil in der Leber erfolgt: Das Ferritin wird auch als ein wichtiger Marker des Eisenmangels herangezogen. Übersteigt der Eisenverlust die Eisenaufnahme, leert sich der Speicher nach und nach. Es kommt zu einer Abnahme des Ferritins und des im Blut an Transferritin gebundenen Eisens. Über einen gewissen Grad hinaus schlägt sich dies in der Produktion der roten Blutkörperchen nieder, wodurch sich eine Blutarmut entwickelt und die Erythrozyten
kleiner sind als sonst. Medizinisch wird dieser Zustand als hypochrome mikrozytäre Anämie bezeichnet. Dadurch, dass weniger Sauerstoffträger vorhanden sind, gelangt auch weniger Sauerstoff ins Gewebe und der Körper versucht den Mangel durch Steigerung der Atmung und Herzfrequenz zu kompensieren, Laktat im Muskel steigt schneller an und die Belastung wird als anstrengender empfunden. Man kann sich vorstellen, dass unter diesen Umständen keine optimale sportliche Leistung erbracht werden kann.
Eisenbedarf / Eisenverlust
Unser Eisenbestand wird über die Aufnahme im Dünndarm reguliert. Der menschliche Körper enthält ca. 4 g Eisen, 1–2 mg gehen täglich verloren. Um den Spiegel zu halten müssen somit auch 1–2 mg pro Tag aus dem Darm aufgenommen werden. Aus tierischen Lebensmitteln wird Eisen als Häm deutlich besser resorbiert als aus pflanzlicher Nahrung, da es hier als dreiwertiges Eisen vorliegt. Trotzdem ist die Aufnahme beschränkt – 10 % des Eisens werden wirklich resorbiert. Im Zustand des Eisenmangels kann die Resorption auf maximal 20 % gesteigert werden. Beachtet werden muss, dass Kaffee, Schwarztee, Milch und Milchprodukte, Weißmehl, Oxalsäure (unter anderem in Spinat und Schokolade) und einige Medikamente (zum Beispiel Protonenpumpenhemmer) die Resorption beeinträchtigen.
Beschränkte Aufnahme
Durch die beschränkte Aufnahme müssten somit mindestens 10 mg Eisen täglich durch die Nahrung zugeführt werden, um den täglichen Eisenverlust auszugleichen. Da der Eisenbedarf durch bestimmte Gegebenheiten, wie Schwangerschaft, Wachstum und Leistungssport, deutlich erhöht sein kann, wird es immer schwieriger, den Eisenspiegel zu erhalten, geschweige denn zu füllen. Sportbegeisterte, vor allem im Bereich des Ausdauersports, unterliegen einem erhöhten Risiko, Eisenmangel zu entwickeln.
Heute sieht man, neben dem erhöhten Bedarf, folgenden Mechanismus als Ursache: Durch jedes Training werden Entzündungsmechanismen induziert, die danach bekämpft und repariert werden, was die Grundlage der Adaption an das Training und der Leistungssteigerung darstellt. Auch der Eisenstoffwechsel wird durch diese „Autoinflammation“ beeinflusst, denn sie triggert einerseits die Bildung von Hepcidin, das die Aufnahme des Eisens aus dem Darm hemmt, und andererseits führt sie zu einer gewissen Umverteilung des Eisens im Körper, die es schwieriger macht, das Eisen zu mobilisieren.
Weiters können bestimmte Diäten oder restriktive Ernährungsformen einen bestehenden Mangel aggravieren. Athletinnen sind besonders betroffen, denn sie verlieren Eisen zusätzlich über die Menstruationsblutung. Dieser Verlust wird oft unterschätzt: Pro ml Blut gehen aber 0,5 mg Eisen verloren, das wären bei 30 ml schon 15 mg Eisen.
Für sportlich aktive Menschen...
... gilt es daher, eine gewisse Aufmerksamkeit auf mögliche Nährstoffdefizite zu richten. Fühlt man sich in seiner Leistung eingeschränkt, ist die Herzfrequenz höher als normalerweise oder man ist schneller erschöpft, sollte man daran denken, dass auch ein Eisenmangel dahinterstecken könnte. Auch hinter einer fehlenden Leistungssteigerung kann ein Spurenelementdefizit stehen. Mittels Blutabnahme durch den Sportmediziner oder Hausarzt lässt sich der Eisenmangel einfach feststellen: Liegt der Ferritinwert unter 15 μg/l, spricht das für einen leeren Eisenspeicher. Bei einem Sportler sollte ein Wert von mindestens über 50 μg/l angestrebt werden, ab 100 μg/l ist der Eisenspeicher sicher voll. Der Arzt beachtet auch, dass im Zustand einer akuten oder chronischen Entzündung der Wert des Ferritins falsch hoch gemessen werden kann, da es auch als Akute-Phase-Protein fungiert.
Zur Differenzierung
Zur Differenzierung eines Eisenmangels dient folglich auch die Messung von Transferrin, Transferrinsättigung und natürlich Hämoglobingehalt und Volumen der roten Blutkörperchen.
Außerdem gilt es, weitere Ursachen eines Eisenmangels abzuklären: wie einen chronischen Blutverlust über den Darm aufgrund von Entzündungen oder Tumorerkrankungen, gravierende Ernährungsfehler, Resorptionsstörungen oder auch regelmäßiges Blutspenden.
Diagnose Eisenmangel - was tun?
Eisenreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Leber, rotes Fleisch, Weizenkleie, Kürbiskerne, Amaranth, Quinoa, Bohnen, Trockenfrüchte oder auch Basilikum. Rein durch die Ernährung lässt sich ein Eisenmangel jedoch nur in seltenen Fällen ausgleichen, sodass eine orale Supplementation notwendig ist, am besten in Form von Kapseln. Hierbei sollte besonders auf die Zusammensetzung des Präparates und den Einnahmezeitpunkt geachtet werden: Optimal für die Aufnahme wäre ein saures Milieu – daher wird die Einnahme von Eisen gleichzeitig mit Vitamin C empfohlen, am besten auf nüchternen Magen. Der Therapieerfolg stellt sich jedoch erst nach einigen Wochen bis Monaten ein. Nebenwirkungen der oralen Medikation sind Verstopfung, Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit, wobei nicht jedes Präparat gleich gut vertragen wird.
Bei einem Sportler mit deutlichen Symptomen, Leistungsknick, Einschränkung des aeroben Stoffwechsels, würde die orale Substitution zu lange dauern, wodurch sich die Indikation zu einer Eiseninfusion stellt. Die Indikation besteht auch dann, wenn sich Eisenspeicher und Symptome unter längerer oraler Therapie nicht gebessert haben. Der Vorteil einer intravenösen Gabe ist, dass das zugeführte Eisen rasch für die Nachproduktion des Hämoglobins und roter Blutkörperchen und die Füllung der Eisenspeicher verwendet werden kann. Die Patienten bemerken oft innerhalb weniger Tage eine Besserung ihrer Beschwerden und ihres Leistungszustandes.
Der Arzt berechnet die Dosis der intravenösen Therapie nach Hämoglobingehalt und Körpergewicht und die Gabe kann präparatabhängig in nur einer Sitzung erfolgen. Vor Verabreichung erfolgt der Ausschluss etwaiger Kontraindikationen und Aufklärung über Nebenwirkungen, allen voran allergische Reaktionen.
Unser Körper ist bei Vorliegen eines Eisenmangels nicht fähig, ausreichend Sauerstoff zu transportieren, wodurch sich die Leistung deutlich einschränkt.
Fazit
Fazit ist, dass unser Körper bei Vorliegen eines Eisenmangels nicht fähig ist, ausreichend Sauerstoff ins Gewebe zu transportieren, wodurch sich unsere Leistung sowohl sportlich als auch im Alltag deutlich einschränkt. Vor allem Ausdauersportlerinnen leiden häufig unter einem Eisenmangel und dieser sollte nach Diagnosestellung auch adäquat therapiert werden.
Daher gilt es, sich bei oben genannten Beschwerden von einem Arzt über die richtige Vorgehensweise der Diagnosestellung und Therapie beraten zu lassen. Auf der Webseite www.eisencheck.at findet man relevante Informationen zum Thema und eine Liste mit Medizinern, die sich mit Eisenmangel beschäftigen und mit ihrem Fachwissen aushelfen können.