Sauerstofftherapie zur Regeneration
(Dr. Ulrich Lanz) Ab ins Zelt! Wie die Sauerstofftherapie bei der Regeneration nach Verletzungen, aber auch vor und nach Wettkämpfen hilft.
Ab ins Zelt!
Egal ob Spitzen- oder Hobbysportler: Regeneration ist ein wichtiges Thema. Heißt sowohl, dass es wichtig ist, nach einer Verletzung nicht zu schnell wieder ins Training zu gehen. Heißt aber auch, dem Körper in der Vorbereitung auf einen Wettkampf sowie nach einem Wettkampf Zeit zur Regeneration zu geben. Methoden hierfür gibt es viele, eine hat sich aber als besonders wirksame ergänzende Therapie im Rahmen der Rehabilitation nach Sportverletzungen hervorgetan – und zwar die hyperbare Sauerstofftherapie. Dabei handelt es sich um ein altbewährtes Verfahren. Erste Versuche gab es bereits im 16. Jahrhundert, eingesetzt wird es seit den 1950er Jahren.
Vereinfacht erklärt...
Vereinfacht erklärt funktioniert die Therapie so: Im Rahmen einer hyperbaren Sauerstofftherapiesitzung wird etwa eine Stunde lang im Überdruckzelt Sauerstoff über eine Maske direkt eingeatmet. Dadurch füllen sich die roten Blutkörperchen im Körper sofort mit Sauerstoff. Der verbleibende Sauerstoff löst sich im Blutplasma auf und baut innerhalb weniger Minuten zusätzliches Gewebe auf bzw. unterstützt die Heilung von beschädigtem Gewebe. Zum Einsatz kommt die Sauerstofftherapie bei akuten und chronischen Beschwerden. Besonders in der Sportmedizin gewinnt sie zur Beschleunigung der Regeneration nach Unfällen, degenerativen Erkrankungen und Operationen an Bedeutung.
Eigenschaft von Sauerstoff
Die Eigenschaft von Sauerstoff, neues Gewebe aufzubauen bzw. beschädigtes Gewebe zu heilen, ist besonders im Rahmen von Verletzungen wichtig. Denn im menschlichen Körper gibt es von Haus aus gut und schlecht durchblutetes Gewebe. Zu den schlecht durchbluteten Geweben gehören unter anderem Bänder, Sehnen und Nerven. Akute Verletzungen, chronische Entzündungen und operative Eingriffe können zusätzliche Schwellungen verursachen, wodurch die Sauerstoffversorgung an diesen Stellen beeinträchtigt wird. Ein so entstehender Sauerstoffmangel kann zu Übersäuerung, chronischen Entzündungen und sogar Nekrose/Zelltod führen.
Hyperbare Sauerstofftherapie
Die hyperbare Sauerstofftherapie wirkt dem entgegen, indem sie den Sauerstoffgehalt im Blut, Blutplasma und Gewebe rapide verbessert – und das ganz ohne Schmerzen. Denn bei der milden hyperbaren Sauerstofftherapie wird der Patient, in einem weichen Druckzelt sitzend, mit einem Überdruck von 0,3 bis 0,4 Bar, über eine Atemmaske mit reinem Sauerstoff versorgt. Diese Kombination aus erhöhtem Sauerstoffangebot und leicht erhöhtem Außendruck führt zu einer rapiden Verbesserung des Sauerstoffgehalts im Blut, im Blutplasma und im Gewebe. Schlecht durchblutete Gewebe- und Körperteile werden so besser mit Sauerstoff versorgt. Der Effekt: Die Wundheilung, die Bildung von Kollagen und neuer Blutgefäße wird angeregt, Schwellungen und Entzündungen werden reduziert. Neuen Studien zufolge fördert die hyperbare Sauerstofftherapie zudem die vermehrte Bildung von Stammzellen.
Grundsätzlich...
Grundsätzlich kann die Sauerstofftherapie nicht nur in der Sportmedizin angewendet werden, sondern auch als ergänzende Behandlungsmethode von Tinnitus über Migräne bis hin zu Schlaflosigkeit oder chronischen Wunden und Durchblutungsstörungen. Dass sie im Sportbereich – und hier nicht nur bei Spitzensportlern – so hoch im Kurs steht, kommt vor allem daher, dass sie sich als eine der wirksamsten ergänzenden Therapien im Rahmen der Rehabilitation nach Sportverletzungen etabliert hat. Nicht nur, weil sie nach Verletzungen die Regeneration des Gewebes sowie dessen Heilung fördert und beschleunigt. Sondern auch, weil sich dadurch auch das Risiko von körperlichen Beeinträchtigungen und erneuten Verletzungen verringert.
Zudem können auch in der Wettkampfvorbereitung bzw. nach einem Wettkampf Zellen und Muskeln von hochdosiertem Sauerstoff profitieren, wie sich am Beispiel eines Marathonlaufs gut erklären lässt. Denn beim Marathon kommt es immer zu sogenannten Myolysen und Rhabdomyolysen, das heißt zu Verletzungen und zu Auflösungen von Muskelzellen. Das passiert einfach durch die Überlastung und die Überanstrengung. Diese Verletzungen des Muskels kann man mit kleinen Mikrofaserrissen in der Muskulatur vergleichen. Wie Studien zeigen, heilt der Muskel besonders in der akuten Phase der Verletzung – also direkt nach dem Marathon – durch die hyperbare Sauerstofftherapie schneller ab. Die Regeneration wird also beschleunigt und das nächste Training kann schneller absolviert werden – und das, ohne auf die wichtige Regenerationsphase zu verzichten.