Ein einziger Laufrucksack für alle Strecken!
(Egon Theiner) In der Regel bin ich mit Materialtipps sehr zurückhaltend, weil ich mir selbst nichts „aufschwatzen lassen“ würde wollen und ich allergisch gegen eine „absolute Kaufempfehlung“ bin …
Weil ich aber auch aus eigener Erfahrung weiß, dass gerade beim Material auf den Trails sehr viel mit eigenen Vorlieben und dem eigenen Wohlfühlfaktor zu tun hat. Ein Laufschuh, der für den einen perfekt ist, kann für den anderen überhaupt nicht passen. Und bei den Stöcken präferiert die eine diese, die andere jene Variante. Doch an dieser Stelle will ich eine Ausnahme machen, weil ich von diesem Produkt nicht nur hundertprozentig überzeugt, sondern schlichtweg begeistert bin. Es geht um den inov-8-Laufrucksack Race Ultra Pro 2IN1.
In seinem Namen steckt schon einiges an Information: gedacht für Ultra-Wettbewerbe, aber weil es eigentlich nicht einer ist, sondern zwei, kann er kinderleicht adaptiert werden für kürzere Trainings- oder Wettkampfläufe.
inov-8 hat meines Erachtens ein Meisterstück abgeliefert, wie der ultimative Laufrucksack gemacht, aufgebaut, auszusehen hat!
Das beginnt bei der Möglichkeit, die zwei mitgelieferten Softflasks sowohl im oberen Brustbereich oder aber auf Hüfthöhe (dann mit den „Giraffenhälsen“) zu verstauen. Fächer gibt es ohne Ende, in denen alles, aber wirklich alles untergebracht werden kann. Bei diesem Überangebot muss ich mich fast zurückhalten, um nicht überladen auf eine kleine 20-Kilometer-Runde zu gehen - zehn Gels dabei zu haben wären dann doch etwas übertrieben! Es erfordert ein wenig Studium der Laufweste, um all ihre Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen – doch davon noch später. Angebracht sind weiters Schlaufen, in denen sich die Stöcke verstauen lassen, und zwar ganz so, wie man es will, horizontal vorne (unten und oben) und hinten, oder (meine Lieblingsvariante) vertikal vorne.
Und bisher haben wir nur von der Lauf-WESTE gesprochen! Denn mit drei einfachen Handgriffen lässt sich auf diese ein Rucksack draufpacken (oder abnehmen), in dem dann all das Platz findet, was ich bei einem Ultra haben muss: Regenjacke, Wechsel-T-Shirt, Erste-Hilfe-Set, Stirnlampe, Grödeln, und so weiter. Das Platzangebot umfasst zehn Liter – sehr gut bemessen für Ultras bis 170 km, würde ich sagen. Immerhin ist Damian Hall damit den UTMB gelaufen; der Brite ist eines der wichtigsten Aushängeschilder von inov-8, das seinen Firmensitz auch in England hat.
Insgesamt wiegt der Rucksack 345 Gramm ohne und 441 Gramm mit den Flasks, weist reflektierende Logos auf und hat auch noch eine kleine, schwarze Pfeife (die bei den Ultras zumeist auch zur Pflichtausrüstung gehört) integriert: Diese sollte man aber vorher suchen, damit man danach auch weiß, wo sie ist!
Ich erlaube mir, so euphorisch darüber zu schreiben, weil ich den Rucksack schon seit einiger Zeit nutze. Beim Lavaredo Ultra Trail verabschiedete ich mich von der Trinkblase und laufe seitdem mit Soft-Flasks (auch in der irrigen Annahme, dass dieses inov-8-Produkt keinen Raum dafür vorgesehen hätte). Ich kam super durch die Dolomiten. Vier Monate später trat ich nur mit der Weste zum Wien-Rundumadum an, konnte darin die gesamte Pflichtausrüstung verstauen – und im Ziel einen Lerneffekt erzielen. Denn als mein Kreislauf schwächelte und eine liebe Laufkollegin meine Siebensachen zusammenpackte, stopfte sie unter meinen immer größer werdenden Augen alles in die Weste: in ein Fach am Rücken, in das beispielsweise auch ein Wasserbehälter passen würde, oder eben Windjacke, T-Shirt, und so weiter.
Meine Lehre war, dass man sich nicht genug mit dem eigenen Material auseinandersetzen kann. Meine Erkenntnis war und ist aber auch, dass dieser Laufrucksack für mich das Nonplusultra in diesem Materialsegment darstellt. Und deswegen, ganz ausnahmsweise: absolute Kaufempfehlung!