Die Sterne sind nicht unerreichbar!
(Claus Funovits) Das VCM Team Austria hat seit seiner Gründung im Dezember 2018 mit tollen Leistungen beeindruckt. Zwei erbrachte Olympianormen (Ketema, Herzog) sprechen für sich.
Beim Vienna City Marathon am 19. April wollen auch die anderen Team-Mitglieder die Gunst der Stunde zu persönlichen Topzeiten nützen.
Greif nach den Sternen!
Unter diesem Motto präsentierten im Dezember 2018 der Vienna City Marathon und der Österreichische Leichtathletikverband das VCM Team Austria. VCM-Boss Wolfgang Konrad meinte damals: „Unser gemeinsamer Traum ist es, dass ein österreichisches Marathonteam die Sternstunde von Berlin (EM-Bronze in der Teamwertung, Anm.) fortsetzt, beim VCM, bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 und noch darüber hinaus.“ Und auch ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler gab sich sehr ambitioniert: „Wir glauben daran, dass wir drei Leute im Marathon zu den Olympischen Spielen von Tokio 2020 bringen können.“ Eine Aussage, die damals ob der strengen neuen Marathonnormen viele für
etwas zu hoch gegriffen hielten. – Wie sollten sie sich täuschen!
OLYMPIA, WIR KOMMEN! Trotz der schier unmöglichen geforderten 2:11:30 Stunden für die direkte Qualifikation bei den Männern setzte Lemawork Ketema beim Vienna City Marathon 2019 gleich ein erstes Ausrufezeichen. Mit 2:10:44 erzielte er einen neuen Österreichischen Marathonrekord und schaffte souverän das Direktlimit für Tokio 2020. Eine Leistung, die ihm Ende September 2019 der Salzburger Peter Herzog (siehe auch Seite 36) nachmachte. In 2:10:57, Österreichs drittschnellster Marke, erbrachte der 32-Jährige ebenfalls sensationell die direkte Olympianorm. Herzog wird aber im Gegensatz zu Ketema („Ich werde versuchen, meine Zeit aus dem Vorjahr noch zu unterbieten“) beim VCM nicht den Marathon laufen: „Ich richte heuer meinen Fokus auf den Olympiamarathon und werde daher in Wien nur beim Halbmarathon an den Start gehen.“
Den Ganzen wird hingegen Valentin Pfeil absolvieren. Der seit dem Vorjahr in Berlin lebende Oberösterreicher bereitet sich nach einem Aufenthalt in Neuseeland derzeit im äthiopischen Höhentrainingslager mit der Trainingsgruppe des SCC Berlin Pro Teams auf den VCM vor. Das erklärte Ziel des 31-Jährigen ist die Olympiaqualifikation.
Ein neuer Stern
In der Vorbereitung auf den VCM haben heuer zwei weitere Athleten des VCM Team Austria mit glänzenden Zeiten von sich reden gemacht. Vor allem Neo-Teammitglied Timon Theuer, der Mitte Februar beim Halbmarathon in Barcelona mit 1:02:33 Stunden überraschte – auch sich selbst. „Dass ich nach diesem Rennen an der zweiten Stelle der österreichischen Bestenliste stehen werde, habe ich sicher nicht erwartet. Aber bei diesem Rennen hat einfach alles gepasst, die äußeren Bedingungen, das Teilnehmerfeld, der Rennverlauf und natürlich meine Form.“ Klar, dass nach diesem großen Erfolg auch beim 26-Jährigen Wiener, der noch keine Marathonzeit zu Buche stehen hat, ein Start in Tokio zumindest im Hinterkopf herumspukt.
In Barcelona machte aber noch ein zweites Teammitglied von sich reden: Christian Steinhammer verbesserte mit 1:03:36 seine persönliche Bestzeit um beinahe eine Minute. Auf seine Ambitionen beim Vienna City Marathon angesprochen, gibt er sich zurückhaltend: „Meine Herangehensweise an den VCM hat sich durch diese Bestleistung nicht verändert. Ich kann mir damit in Wien nichts kaufen, sondern muss mir alles im Training hart erarbeiten.“ zurückhaltend gibt sich auch Stephan Listabarth. Sein 1. Platz Ende Jänner bei der VCM-Winterlaufserie über 15 km verspricht aber zumindest einen soliden Formaufbau.
Zufrieden mit ihrem Formaufbau zeigen sich auch die beiden Läuferinnen im VCM Team Austria, Eva Wutti und Victoria Schenk. Wutti hofft nach ihrer etwas enttäuschenden Saison im Vorjahr, noch auf den Olympiazug aufspringen zu können. 2:29:30 lautet bei den Frauen die direkte Norm. Schenk, seit Dezember 2019 neu im Team, fühlt sich gut in Form („Ich habe die Steigerung des Umfangs sehr gut verkraftet“) und wird bis Mitte April in Äthiopien trainieren.
Das Internationale Feld
Bedeckt geben sich die VCM-Veranstalter sechs Wochen vor dem Marathon noch in Sachen Elite-Läufer. Nur so viel: Der Vorjahreszweite, der aus Eritrea stammende Schweizer Tadesse Abraham, wird auch heuer wieder am Start sein. Er erzielte 2019 in 2:07:24 die zweitbeste Zeit seiner Karriere. „Es war eine tolle Erfahrung in Wien. Die Stimmung war wirklich außergewöhnlich. Letztes Jahr war ich Zweiter, da fehlt mir nur noch der Sieg. Ich hoffe, dass es dieses Jahr klappt“, so der 37-Jährige, der mit Silber bei den Europameisterschaften in Berlin 2018, EM-Gold im Halbmarathon 2016 sowie dem 7. Platz beim Olympiamarathon von Rio ein großer Name im internationalen Laufsport ist.
Als Starter fix ist auch der deutsche Rekordhalter (2:08:33 Stunden, 2015) Arne Gabius. Für den 38-jährigen promovierten Mediziner geht es in Wien um die Olympiaqualifikation und die dafür nötige Zeit von 2:11:30 Stunden. „Wien ist ein toller Marathon, und die Strecke führt ja auch 10 bis 11 Kilometer durch den Prater, wo Eliud Kipchoge unter zwei Stunden gelaufen ist.
Und es werden sich viele europäische Top-Läufer auf Wien konzentrieren, um die Olympianorm zu unterbieten. Wenn sich viele zusammentun, dann ist etwas möglich. Zeiten unter 2:10 zu laufen, das ist kein Hexenwerk. Mein Ziel ist es, eine Zeit um 2:10 herum zu erreichen. Ich bin voll im Laufen und gut im Training.“
Für eine breite Dichte an europäischen Top-Läuferinnen und -Läufern wird auch der einzigartige Umstand sorgen, dass im Rahmen des VCM die nationalen Marathonmeisterschaften von Österreich, Ungarn und der Slowakei ausgetragen werden. Neben der sportlichen Qualität und dem internationalen Standard als einziges „World Athletics Gold Label Race“ in diesen drei Ländern hat sicher auch der Spirit der 1:59 Challenge dazu geführt.